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Ratgeber

Alte Generation trifft neue Technik

Alte Generation trifft neue Technik

Trotz abnehmender Sehkraft, feinmotorischer Probleme und eingeschränkter Beweglichkeit, ältere Menschen wollen trotzdem – oder gerade deswegen – erreichbar und vernetzt bleiben. Klassische Mobiltelefone und Smartphones machen es möglich.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Technik fast unbemerkt immer weiter in unseren Alltag geschlichen. Vor allem Mobiltelefone sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob eine Fahrplanauskunft, ein Ticket für den Zug, das Zahlen via Twint, ein kurzes Telefonat, um die Verspätung mitzuteilen, oder das Verschicken der Neujahrsgrüsse per WhatsApp oder SMS, die mobilen Alleskönner sind omnipräsent.

Eine Studie der Universität Zürich zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) aus dem Jahr 2015 zeigt aber, dass Menschen ab 65 das Internet und auch die mobilen Kommunikationstechnologien deutlich weniger nutzen. Die Nutzung sinkt bei den Generationen von 65 bis 70 Jahren und ab 80 Jahren gar noch weiter.

Die Technik wird wohl nicht einfach kampflos davonziehen, und gerade mit Blick in die Zukunft darf die ältere Generation nicht vergessen werden. Denn wenn eines sicher ist, dann ist es der demografische Wandel. Es gilt, in Zukunft das Augenmerk vermehrt auf die Ü65er zu richten, ihre Lebensqualität zu erhalten und zu fördern, und dies vor allem auch im technischen Bereich. Nachdem die ältere Generation bei der mobilen Kommunikation lange nicht beachtet wurde, sind seit einigen Jahren Seniorenhandys und Smartphones auf dem Markt, die den Silver Surfern den Zugang zur Welt von WhatsApp und Co. vereinfachen sollen.

Seniorenhandy, Smartphone oder eine Zusatz-App – willkommen im Dschungel der mobilen Kommunikation!

Vielleicht gehören Sie selbst zur älteren Generation und sind auf der Suche nach einem geeigneten Mobiltelefon, oder Sie wurden als technikaffines Kind oder Enkel von Ihren Eltern oder Grosseltern beauftragt, ein seniorentaugliches Handy zu besorgen. Doch welche Anforderungen sollten Mobiltelefone und Smartphones erfüllen, damit auch die jungen oder jung gebliebenen Alten die Geräte nutzen und von deren Nutzung profitieren können?

Bevor ich mich jedoch hier aufs Glatteis wage – natürlich gibt es in der älteren Generation durchaus Personen, die echte Superhelden sind und es lieben, ins Universum der mobilen Kommunikation einzutauchen und die Galaxien zu erkunden. Diese Spezies kann es dann auch ohne Zweifel mit Vertretern der jüngeren Generation aufnehmen. Befragungen haben aber gezeigt, dass sich viele über 65-Jährige mit den modernen Geräten überfordert fühlen. Zu viele Funktionen, zu kleine Tasten, zu leise Töne oder ein zu kleines Display – das alles sind Argumente, weshalb sich die ältere Generation oft weigert, Handys und Smartphones zu benutzen. Gleichzeitig aber möchte man trotzdem dazugehören – ja, Sie haben richtig gelesen – auch im Alter will Mann und Frau noch à jour sein. Vor allem aber möchte die ältere Generation auch am sozialen Leben teilhaben, und wenn wir uns vor Augen rufen, wie es morgens, nachmittags oder abends in den Zügen oder an den Bahnhöfen aussieht, dann wissen wir wohl alle, dass Handys und Smartphones aus dem sozialen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Oft reicht es der älteren Generation dann auch nicht, wenn sie «nur» telefonieren und SMS versenden kann. Das Gerät sollte beispielsweise über eine Kamera verfügen und mit den wichtigsten Applikationen bestückt sein, so z. B. WhatsApp als meistgenutzter Mitteilungsdienst, Navigationsdienste oder eine App für die Fahrplanabfrage. Zudem sollten diese Funktionen so einfach wie möglich zu bedienen sein.

Die einfache Bedienung ist dann auch die wichtigste Funktion, die ein seniorentaugliches Mobiltelefon mitbringen sollte. Hier gibt es verschiedene Facetten: Soll es ein Tasten- oder Touch-Display sein, wie einfach ist das Anwenden der unterschiedlichen Funktionen, verfügt das Mobiltelefon über Bedienungshilfen, oder kann es gar als Hilfe im Alltag eingesetzt oder mit Hilfen, die im Alltag eingesetzt werden (z. B. Hörgeräte), verbunden werden? Zum Thema Tasten oder Touch: Touch-Displays sind für ältere Menschen oft schwierig, da der Widerstand des Tastendrucks fehlt und die Haut älterer Menschen oft trockener ist, was das Tippen und Wischen erschwert. Bei der einfachen Anwendung der Funktionen haben sicherlich die extra für Senioren konzipierten Handys und Smartphones die Nase vorn, denn bei handelsüblichen Smartphones müssen zuerst die gesamten anderen Funktionen ausgeschaltet oder so sortiert werden, dass der Nutzer einen einfachen Zugang zu den Hauptfunktionen hat. Dasselbe gilt für die Bedienungshilfen, auch dort sind viele beim klassischen Smartphone zu finden (z. B. Schriftvergrös­serung, Zoomfunktion, Hörgerätekompatibilität, Notruffunktion), aber auch hier ist die Anwendung aufgrund der vielen zusätzlichen Funktionen komplizierter. Letzteres kann ich definitiv bestätigen, denn auch ich habe für diesen Artikel mein Smartphone auf seine Seniorentauglichkeit getestet. Dabei musste ich feststellen, dass sehr viele Funktionen vorhanden sind, aber einige davon – so peinlich es auch klingen mag – gar einen Digital Native wie mich aus der Ruhe bringen können. Nämlich spätestens dann, wenn man versucht, die Funktion wieder auszuschalten und währenddessen zweimal versehentlich einen Anruf tätigt, den man gar nicht wollte und gleichzeitig gefühlt zehn andere Funktionen einschaltet, von deren Existenz man vorher nicht mal zu träumen gewagt hat. Sie sehen, die Tiefen der Technik sind auch für Digital Natives oft unergründlich.

Weitere wichtige Aspekte, die das mobile Kommunikationsmittel mitbringen soll, sind: eine gewisse Grösse des Geräts, der Tasten und des Displays, und es wird erwartet, dass die verschiedenen Anwendungen zuverlässig funktionieren. Daneben gibt es einige Features, die für Seniorenhandys sinnvoll sind, beispielsweise gesonderte Notruffunktionen, die Funktion der «sprechenden Tasten» oder die Möglichkeiten zur einfachen Handyortung.

Die Qual der Wahl

Dies ist die wichtigste Regel, um sich im Dschungel der mobilen Kommunikation zurechtzufinden: Klären Sie ab, was Sie bzw. die Seniorin oder der Senior für Bedürfnisse haben. Wie so oft im Leben kommt man einfacher zum Ziel, wenn man klar weiss, was man möchte oder eben nicht möchte. Generell gilt: Wird das Mobiltelefon vor allem dazu angeschafft, um Sicherheit bei Notfällen und Erreichbarkeit zu gewährleisten, dann empfiehlt sich ein klassisches Seniorenhandy. Hier gilt der Grundsatz «Weniger ist mehr». Soll das Mobiltelefon aber auch weitere Möglichkeiten wie das Teilen von Fotos mit Kindern oder Enkeln bieten oder zur Fahrplan­abfrage und zum Ticketkauf genutzt werden, so ist es sinnvoll, sich ein Senioren-Smartphone oder ein handelsübliches Smartphone anzuschaffen. Damit die Bedienung auch beim normalen Smartphone leicht bleibt, kann man mithilfe von Apps die Bedieneroberfläche für das Smartphone vereinfachen oder verschiedene Bedienerhilfen aktivieren oder downloaden.

Wohin, wenn Probleme auftreten?

Haben Sie sich erst einmal für ein alterstaugliches Mobiltelefon entschieden, ist es meist so, dass früher oder später Probleme bei der Anwendung auftreten. Hat man da Hilfe im Verwandtenkreis, ist das ganz schön praktisch. Aber nicht jeder möchte immer die Verwandten um Hilfe bitten. Hier bieten sich externe Stellen an, die bei Handy- oder Smartphone-Problemen helfen können (siehe Box). Mittlerweile gibt es viele Ehrenamtliche, sodass auch finanziell weniger gut gestellte ältere Personen sich hier Hilfe holen können.

Ich wünsche Ihnen einen guten Einstieg in die Welt der mobilen Kommunikation und gerade der älteren Generation den Mut, sich zu trauen und sich auch Hilfe zu holen, wenn es Probleme gibt.

Madeleine Eigenmann

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