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Gesundheit

Die Natur selbst ist der beste Arzt

Die Natur selbst ist der beste Arzt

Ob am Wegesrand, im Wald oder an Bächen: Überall wächst unverfälschte Urmedizin, die wir Menschen uns schon seit Jahrtausenden zunutze machen.

Ein Gefühl wohliger Geborgenheit breitet sich in uns aus, wenn uns der Duft von frischen Knospen, Moos, Harz und Blüten in die Nase steigt. Und je tiefer wir auf weichem Waldboden in die Natur eindringen, vorbei an Bächen und Wiesen, umso mehr beruhigt sich unsere Seele. Eine Auszeit in der Natur lässt uns auftanken und stimuliert unser Immunsystem. Doch die Natur beschenkt uns nicht nur mit neuer Kraft, sondern auch mit Pflanzen voller Heilkraft, wie harzige Baumknospen, über heilkräftige Rinden bis zu würzigen Heilkräutern. Kostbarkeiten, die uns das ganze Jahr über gegen vielerlei Beschwerden helfen, unsere Küche geschmacklich bereichern und wohltuend für unsere Haut sind.

Wildpflanzen als Therapie

Lange Zeit waren Wildpflanzen das einzige Mittel zur Heilung von Krankheiten. Doch unser Überleben hängt schon lange nicht mehr von der pflanzlichen Therapieform ab. Mit der Entdeckung und Entwicklung synthetisch hergestellter Medizin geriet das Wissen um die Wirkung von Heilpflanzen in Vergessenheit. Glücklicherweise ist das Sammeln, Verarbeiten und das Wissen um die Nutzbarkeit von Wildpflanzen zur Heilung in unseren Genen fest verankert und unser Bedürfnis danach steigt wieder. Denn dass in der Natur gegen jedes Leiden ein Kraut gewachsen ist, war den Steinzeitmenschen vor 50 000 Jahren bereits bekannt. Man könnte fast neidisch sein auf ihre umfassenden medizinischen Kenntnisse. Im Zahnstein einiger Neandertaler entdeckte man beispielsweise konservierte Reste von Kamille und Schafgarbe. Da beide Pfanzenarten eher unangenehm schmecken und nur wenig Nährstoffe besitzen, gehen die Forscher davon aus, dass die Pflanzen aufgrund ihrer Wirkstoffe verzehrt wurden. Kamille lindert Entzündungen, hilft gegen krampfartige Beschwerden und wirkt bei äusserlichen Wunden antibakteriell. Schafgarbe hilft bei Fieber oder Blähungen, wirkt blutstillend und entzündungshemmend. Bei Funden in der Seeufersiedlung Arbon-Bleiche (Ostschweiz) fand man in menschlichen Kotresten Wurmfarnsporen, die als Heilmittel gegen Parasiten wirken. Diese und viele weitere Funde beweisen, dass Frühmenschen bereits ein profundes Wissen rund um die Wirksamkeit von Heilpflanzen hatten.

Etliche erfolgreiche synthetische Medikamente basieren auf dem uraltem Wissen der Pflanzenheilkunde, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Durch die Analyse der Pflanzeninhaltsstoffe und die Erforschung ihrer Wirkung im menschlichen Körper ist sie Grundlage einer erfolgreichen modernen Medizin in Form von Tees, Tinkturen und Extrakten.Dabei gelten für die Zulassung pflanzlicher Arzneimittel die gleichen naturwissenschaftlichen Bewertungsmassstäbe wie für synthetische Arzneimittel.

Seifenkraut, die Hustenwurzel

Lässt sich Waschmittel und Hustensaft gleichermassen aus derselben Pflanze herstellen? Das Seifenkraut ist ein gutes Beispiel dafür, welch vielfältige Talente in einer einzigen Pflanze schlummern. Besonders in der Abenddämmerung von Ende Mai bis in den Oktober hinein verströmen die zartrosa bis fast weissen Blüten des Seifenkrauts (Saponaria) einen intensiven angenehmen Duft, der Nachtfalter zum Bestäuben anlockt. Die stärkste Kraft der Pflanze liegt jedoch in den Wurzeln. Bereits im Mittelalter war das Seifenkraut (Saponaria officinalis) als Heilpflanze bekannt. Ein Tee aus seinen getrockneten Wurzeln («Hustenwurzel») wirkt schleimlösend. Die darin enthaltenen Saponine (Seifenstoffe) reizen die Magenschleimhaut, woraufhin zäher Schleim auf Bronchien verflüssigt und leichter abgehustet werden kann. Zudem haben Saponine eine antimykotische (gegen Pilze) und antibakterielle Wirkung, die sich zur Pflege und Heilung strapazierter Haut bei Mensch und Tier eignen. Volkstümlich wurde Seifenkraut auch bei Galle-, Leber- und Nierenerkrankungen zur Heilung verwendet. Schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung wurde das Seifenkraut gerne als Waschmittel benutzt. Die reinigenden Eigenschaften der Wurzeln in Verbindung mit Wasser machten das Seifenkraut dann im Mittelalter zum «Waschmittel der armen Leute». Heute wird Seifenkraut noch in der Türkei, in China und im Iran angebaut und zum Reinigen von Teppichen und alten Textilien genutzt. Man findet die «Saponaria officinalis» in Gewässernähe und an Wegrändern, aber auch auf nährstoffreichen Wiesen.

Die Eiche, König der Bäume

Ein weiteres Beispiel für die Waldmedizin unserer Vorfahren ist die heimische Eiche. Sie symbolisiert Kraft und Stärke, ist Sinnbild für pure Lebenskraft und spielt seit der Antike eine Rolle als Heilpflanze. Hauptwirkstoff der Eichenrinde und -blättern sind die Gerbstoffe, die adstringierend (zusammenziehend) und antiseptisch wirken. Gewebsschichten verfestigen sich durch die Gerbstoffe und kleine Blut­gefäs­se werden abgedichtet, was einen blutstillenden Effekt mit sich bringt. So können Bakterien schlechter in Haut und Schleimhäute eindringen. Unsere Vorfahren nutzten deshalb einen innerlich angewendeten Tee aus Eichenblättern gerne zur Behandlung von Durchfall, der durch Bakterien oder Viren verursacht wurde. Die Gerbstoffe halten Durchfallerreger von der Darmschleimhaut fern. Achtsam gesammelt und getrocknet, hilft eine äusserlich angewendete Eichenrindenabkochung ebenso gegen leichte, entzündliche Hauterkrankungen und Juckreiz.

Schachtelhalm löst auf, was sich angestaut hat

Man kann den heutigen Acker-Schachtelhalm (auch Zinnkraut genannt) getrost als «lebendes Fossil» bezeichnen, er wächst schon seit fast 400 Millionen Jahren auf den lehmigen Sandböden und feuchten Wiesenrändern unserer Erde. Zinnkraut wurde es genannt, weil es dank seiner scheuernden Eigenschaften als Metallreiniger verwendet wurde, insbesondere für Zinngeschirr. Seine Vorfahren wurden bis zu 30 Meter hoch und bekamen so manchen Dinosaurier zu sehen. Heute wird der Schachtelhalm nur noch rund 50 Zentimeter hoch, doch sein Bauplan hat sich wenig verändert. Der Wasser- und Kräuterdoktor Sebastian Kneipp sagte über den Schachtelhalm: «Die vielseitige und vorzügliche Wirkung dieses Heilkrautes kann nicht genug hervorgehoben werden.» Die wässrigen Extrakte des Ackerschachtelhalms eignen sich gut, um schlecht heilende Wunden und Ekzeme äusserlich zu behandeln. Neben Brennnessel, Hagebutten oder Goldrute findet sich das Schachtelhalmkraut häufig in Fertigpräparaten zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege. In Teemischungen schätzt man den Schachtelhalm bei Erkrankungen der Atemwege.

Anne Weber

Heilsame Wildpflanzen
Katrin und Frank Hecker, Haupt Verlag AG,
344 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-258-07977-6, Fr. 37.–.

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