Das Ergrauen der Haare ist ein natürlicher Alterungsprozess. Früher oder später bekommen wir es alle. Seit gut zwei Jahren liegen silbergraue Haare voll im Trend, und immer mehr Menschen verzichten auf künstliches Kaschieren. Sie tragen ihre weisse oder grau melierte Haarpracht mit Stolz.
In unserer Gesellschaft bekommen die meisten Menschen ab dem 35. Lebensjahr die ersten grauen Strähnchen. Graue Haare gelten als Symbol des Alterns. Zack – so schnell wird man mit dem natürlichen Lauf des Lebens konfrontiert. Woher kommen die grauen Haare? Und wie lässt man sie am natürlichsten wieder verschwinden?
Natürlicher Alterungsprozess
Das Ergrauen der Haare ist ein natürlicher Prozess. Der sichtbare Teil des Haars besteht aus vielen Schichten verhornter Zellen. An den Haarwurzeln finden sich nebst kleinen Blutgefässen und Talgdrüsen pigmentbildende Zellen, die Melanozyten. Das in den Melanozyten produzierte Melanin wird in den verschiedenen Hornschichten des Haars eingelagert und verleiht dem Haar die individuelle Farbe. Mit zunehmendem Alter lässt die Aktivität der Melanozyten nach. Nach und nach produzieren die Zellen immer weniger Pigmente, bis sie im Laufe der Zeit schliesslich ganz absterben. Somit fehlt der Nachschub an Farbe.

Optische Täuschung
Im nachwachsenden Haar wird das fehlende Melanin durch winzige Luftbläschen ersetzt, wodurch es weiss erscheint. Dieser Vorgang läuft nicht bei allen Haaren gleichzeitig ab. Daher wirken sie durch die Mischung aus Weiss und der ursprünglichen Haarfarbe grau. Somit gibt es graue Haare eigentlich gar nicht. Haare sind entweder pigmentiert oder farblos. Was wir als graues Haar wahrnehmen, ist eine optische Täuschung.
Eine Frage der Gene
Wann die Melaninproduktion nachlässt, ist genetisch bedingt. Wenn die Eltern in jungen Jahren ergrauten, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, selbst früh graue Haare auf dem Kopf zu entdecken. Meist werden zuerst die Haare im Bereich der Schläfe grau, bei Männern häufig auch die Barthaare. Europäer bekommen ihre ersten grauen Haare zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Asiaten und Afroamerikaner können sich glücklich schätzen – ihr Körper produziert das wertvolle Melanin rund 5 bis 10 Jahre länger.
Stress, Alkohol und Vitaminmangel
Nebst dem Alter gibt es noch weitere Faktoren, die Einfluss auf die Melaninproduktion haben. Bestimmte Medikamente, Chemotherapie, Erkrankungen der Schilddrüse, Vitamin- und Nährstoffmangel sowie Hormonstörungen sollen ebenfalls das Ergrauen der Haare fördern. Zudem werden aggressive Haarpflegeprodukte und anhaltender Stress als begünstigende Faktoren vermutet. Da Farbverlust bei Haaren ein natürlicher Prozess ist, kann man ihn nicht wirklich aufhalten. Ein gesunder Lebensstil und Gelassenheit erhalten allenfalls die Haarpracht etwas länger.
Graue Haare verschwinden lassen
Kann man sich mit den grauen Haaren nicht abfinden, bietet die Kosmetikindustrie verschiedene Lösungen. Ob kurzfristige Tönung oder langfristiges Färben, rund 70 Prozent aller Frauen greifen auf solche kaschierenden Methoden zurück. Eine weitere Möglichkeit bietet die Repigmentierung oder Renaturierung. Dabei sorgt ein künstlicher Melaninersatzstoff in Kombination mit Sauerstoff für eine Reaktion, die dem Haar seine ursprüngliche Farbe zurückbringt. Zumindest so lange, wie die relativ teure Anwendung eingesetzt wird.

Graue Haare voll im Trend
In den letzten Jahren sind graue und weisse Haare in Mode gekommen. Mittlerweile wird die Trendfarbe beim Coiffeur sogar extra verlangt. Diese Entwicklung ermutigt immer mehr Menschen, auf das künstliche Färben zu verzichten und ihre graue Haarpracht selbstbewusst und mit Stolz zu tragen. Männer mit grauen Haaren gelten als attraktiv. Frauen mit glänzend gepflegten, silbergrauen Haaren wirken sehr elegant. Im Handel gibt es zahlreiche spezielle Haarpflegeserien, die auf graues Haar abgestimmt sind.
Franzi Holweck