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Ferien / Reisen

Schatzkästchen der Kaiser

Schatzkästchen der Kaiser

Auf der Kaiserburg, in den unterirdischen Felsengängen, in den Altstadtgassen mit Fachwerkhäusern oder auf dem Zeppelinfeld, überall begegnen sich in Nürnberg Geschichte und Gegenwart.

«Mindestens einmal pro Monat muss ich auf die Kaiserburg», erzählt uns der gepflegte 35-jährige Kellner im Restaurant. Die Burg ist nicht zu übersehen. Die mehrgliedrige Anlage liegt auf einem 60 Meter hohen, lang gezogenen Sandsteinfelsen. Ihr zu Füssen die fränkische Hauptstadt, eingefasst in eine fast 4 Kilometer lange Stadtmauer mit vielen Türmen und durch den kleinen Fluss «Pegnitz» in zwei Teile geteilt. Trotz des Abendservices beugt sich der Kellner mit uns über den ausgebreiteten Stadtplan und gibt uns weitere Tipps: «Möchten Sie die ganze Anlage aus der Distanz sehen, gibt es genau zwei Möglichkeiten. Entweder steigen Sie auf das Parkhaus in der Nähe der Lorenzkirche. Oder Sie stellen sich auf den Treppenaufgang bei der Adlerstrasse. Die Sicht von da aus auf die Burg darf per Gesetz nicht verbaut werden.» So bummeln wir also durch die verkehrsarme Altstadt, vorbei an der gotischen Basilika St. Lorenz, über die breite und mächtige Steinbogenbrücke «Fleischbrücke» und durch mittelalterlich geschlossene Gassen. Ein Idyll an Fachwerkbauten ist die Weissgerbergasse. Die Holzbalken in Rot, Bordeaux oder Safrangelb geben zusammen mit den Schildern ein farbiges Bild ab. Da und dort sieht man auch Erker, die «Fernsehzimmer des Mittelalters». Ein paar Schritte später folgt das Albrecht-Dürer-Haus mit Fachwerk und Butzenscheiben, der ehemalige Wohnsitz und heutiges Museum des wohl berühmtesten Nürnbergers.

Schatzkästchen der deutschen Kaiser

Auf der Burg wehen zwei Fahnen, eine blau-weisse und eine rot-weisse. Eine Einheimische erklärt den Zusammenhang: «Erstere steht für Bayern, die zweite für unsere Frankenstadt.» Und verschmitzt lächelnd fügt sie einen Spruch an, der nach dem politischen Übergang zu Bayern Anfang 19. Jahrhundert bei den Franken die Runde machte: «Hängt der blau-weisse Lappen draussen, sind die Lumpen drinnen.» Von der Burgzinne blicken wir über ein geschlossenes Meer von steilen, hohen Dächern ohne Vordächer, dafür mit unzähligen Lukarnen. Die Dachziegel sind durch die Abendsonne rot erleuchtet. Die Zwillingstürme der St.-Lorenz- und der St.-Sebald-Kirche ragen daraus heraus. Ja, ein Blick, für den es sich sicher immer wieder lohnt, hier hinaufzukommen. Es wirkt, als ob die Stadt im mittelalterlichen Schlaf liegt. Doch der Schein trügt. Auch in der Burganlage kann man nicht darüber hinwegsehen: In Schutt und Asche gebombt, bauten sie die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg originalgetreu wieder auf. Einzig die zerstörten Fachwerkhäuser wurden durch Steinhäuser ersetzt. Trotz Mühen und Fleiss, den Charme von alten Mauern aber konnten sie nicht wiederherstellen. Dass als Erstes die Burg wieder erstellt wurde, zeigt die Bedeutung für die Stadt. Insbesondere Karl IV. verweilte hier gerne und oft. Er legte 1356 in der «Goldenen Bulle» (Unesco-Weltdokumentenerbe) fest, dass jeder erste Reichstag des neu gewählten Kaisers in Nürnberg stattzufinden hatte.

Nürnberger essen Lebkuchen zu «St. Märtel»

Auch wenn die Stadt keinen unmittelbaren Zugang zu einem schiffbaren Fluss hatte, stieg sie zu einer bedeutenden Handelsstadt auf und war gar Anfang 17. Jahrhundert die drittgrösste Stadt im damaligen Deutschland. Das «Fembohaus» gibt einen Einblick, in welchen Verhältnissen ein reicher Kaufmann im 16. Jahrhundert lebte. Es ist das einzige völlig erhaltene Bürgerhaus der Spätrenaissance und Barockzeit. Allein die Räume mit den wunderbaren Stuckdecken und Holzarbeiten lohnen einen Besuch. Gleichzeitig gibt es einen Einblick in die Stadtgeschichte. Die Handwerker hatten einen guten Ruf. Ihre Qualitätsarbeit wurde geschätzt. Ein Beispiel dafür sind Spielwaren. Noch heute richtet Nürnberg die grösste Fachmesse für Spielwaren aus. Das Spielzeugmuseum in der Altstadt gibt einen Überblick über 3000 Jahre Spielen. Die Kaufleute hatten ihre Verbindungen bis nach Venedig. So kamen auch unbekannte Waren in die Stadt. Gewürze und Mandeln waren im Mittelalter bei uns sehr rar. Nürnberg aber backt seit dem 13. Jahrhundert Lebkuchen. Die besten sind die Elisenlebkuchen, die höchstens 10 Prozent Mehl enthalten dürfen. In der Confiserie Neef etwa werden die Haselnüsse dafür ganz geröstet und erst danach gemahlen. Das Aroma wird dadurch intensiver. Allerdings sind die Lebkuchen dort nur zwischen Oktober und Dezember erhältlich. «Wir Nürnberger essen Lebkuchen zu Märtel (St. Martin) am 11. November. Ab Weihnachten ist Schluss, dann kommen die Krapfen (Berliner)», erklärt Ingrid Neef, die mit ihrem Sohn Florian die Confiserie führt. Wer es lieber deftig hat, bestellt Bratwürste zu sechs, acht, zehn oder mehr Stück. Sie sind fingerdick gross, etwa 20 Gramm schwer, bestehen aus grobem Schweinefleisch und werden überall angeboten. Die Hülle ist aus Schafsdarm – importiert aus China, Aus­tralien oder Iran. Dazu Kren (geraffelter Meerrettich) und Sauerkraut. Wir geniessen sie in einem der ältesten Wirtshäuser, «Zum Guldenen Stern». Am offenen Grill brät ein Asiate die rohen Würste über Buchenholzscheiten. Der getäferte Raum ist niedrig, die Stühle und Bänke sind eng aneinandergestellt. Die Butzenfenster lassen kaum Tageslicht herein. Der Tischnachbar aus Bamberg schwärmt für das dortige Bier. Ob die Einheimischen damit einverstanden sind? Zumindest hatte Nürnberg eine lange Biertradition. Um dieser etwas nachzuspüren, steigen wir in den Untergrund.

Bier rettete Menschenleben

Die grösste Felsenkellerei Deutschlands ist nur mit einer Führung zu erleben. Doch es lohnt sich! Es ist ein Labyrinth aus einer Vielzahl von Gewölben und Gängen, die aus dem Burgfelsen gehauen wurden. Und dank der Festigkeit sogar bis vier Stöcke tief. Der Buntsandstein ist teilweise von Rot bis Braun schattiert und ergibt faszinierende Maserungen. Der Bedarf an Bier war gross. Im 17. Jahrhundert trank jede Person bis zu 500 Liter jährlich. Weil es sauberer war als Wasser, gab man es auch den Kindern. Der Alkoholgehalt lag damals bei 2 bis 2,5 Volumenprozenten. Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde hier Bier gelagert. Im Zweiten Weltkrieg dann retteten die Keller vielen Menschen das Leben, die hier Schutz vor den Bombenangriffen suchten. Nürnberg war aber nicht nur Opfer in jenem Krieg. Nürnberg war ein bevorzugter Ort Hitlers. Auf dem Zeppelinfeld, nur wenige Busminuten von der Altstadt entfernt, liess er 1933 bis 1938 das Reichsparteitagsgelände erbauen. Hier hielt er die Reichsparteitage der NSDAP ab. Es waren die wichtigsten Machtdemonstrationen des Regimes mit jeweils über 500 000 Zuschauern. Dort, wo Hitler die Paraden und Huldigungen abnahm, finden heute Autorennen statt und posieren Menschen jeden Alters und jeder Herkunft für Selfies. So unkompliziert die Nürnberger mit ihrer Vergangenheit umgehen, so bewusst ist sich auch die Stadt dieser Vergangenheit. Als Gegengewicht haben die Nürnberger zum Beispiel die «Strasse der Menschenrechte» beim Germanischen Nationalmuseum vom Israeli Dani Karavan 1993 erschaffen lassen. Auf Steinsäulen sind die 30 Artikel der Menschenrechte in Deutsch und je einer anderen Sprache eingraviert. So haben in Nürnberg verschiedene Seiten der Geschichte Platz.

Monika Neidhart

 

Gescheitert am Prüfstand «Leben» Teil 1

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