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Natur

Der Luchs – heimlicher Einzelgänger

Der Luchs – heimlicher Einzelgänger

Lange war er in vielen europäischen Ländern ausgerottet, erst in den siebziger Jahren konnte man ihn in der Schweiz wieder ansiedeln.

Bereits lange vor den ersten Menschen durchstreifte der Einzelgänger Luchs die Schweizer Bergwälder, er gehörte zu unserer heimischen Tierwelt. Aus dem Mittelland verschwanden die Raubkatzen aber schon im 17. Jahrhundert, kleine Populationen hielten sich zwar noch im Jura und in den Alpen auf. Doch vor 150 Jahren ereilte den Eurasischen Luchs in Etappen das gleiche Schicksal wie die Wölfe und Bären. Der Mensch beanspruchte immer mehr den Lebensraum der Raubtiere und jagte ihre Beutetiere. Der Luchs galt als mordlustig, hinterlistig und sein schönes Fell war eine beliebte Jagdtrophäe – sein Winterfell ist das dichteste im Tierreich. 1894 wurde der letzte Luchs in der Schweiz erschossen.

Obwohl der Luchs 1962 unter Schutz gestellt wurde, gab es gegen Ende des 20. Jahrhunderts in der Schweiz immer noch keine natürlichen Luchspopulationen, was eine Rückkehr des Luchses unmöglich machte. So siedelte man 1971 Luchse aus den Karpaten in der Schweiz an und seitdem konnten sich zwei Populationen etablieren – in den Voralpen und im Jura, wobei der grösste Teil auf der französischen Seite lebt. Zwischen 2001 und 2008 wurden auch in der Ostschweiz wieder Luchse angesiedelt. Rund um die Churfirsten, am Alpstein, Walensee und im Sarganserland leben etwa 20 Tiere.

Die Raubkatze mit den Pinselohren

Typisch für den Luchs sind seine auffallenden Haarpinsel. Früher glaubte man, diese Haarpinsel seien dafür verantwortlich, dass der Luchs so gut höre. So erklärt sich auch der Spruch aus dem Volksmund: «Er hat Ohren wie ein Luchs». Tatsächlich wirken die langen Büschel an den Ohren wie Richt-Mikrofone, sie lenken den Schall in die Gehörgänge. Damit nimmt der Luchs selbst weit entfernte Raschelgeräusche von Mäusen war, die zu seiner Nahrung gehören.
Seine Augen sind faszinierende Jagdwerkzeuge. Der Name «Luchs» stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet «schimmern». Wie mit einem weissen Kajalstift umrandet, schimmern seine goldgelben oder goldbraunen Augen in der Nacht, die sechs Mal lichtempfindlicher als die des Menschen sind.
Auch auf winterliche Verhältnisse ist der Luchs bestens vorbereitet. Seine stark befellten «Schneeschuhpfoten» sind perfekt für den Gang durch tiefen Schnee ausgestattet, er spreizt dabei seine Zehen, um die Trittfläche zu erhöhen und weniger einzusinken. Der typische Pfotenabdruck eines erwachsenen Luchses ist rund drei Mal grösser als der einer Hauskatze.

Pirschen, springen, fressen

Die Sprichwörter «Jemandem etwas abluchsen» oder «Aufpassen wie ein Luchs» erinnern ebenso daran, dass der Luchs ein flinker Jäger ist. Hauptsächlich während der Dämmerung pirscht er sich bis auf wenige Meter an seine Beute heran und tötet mit einem schnellen und überraschenden Angriff. Ohne langen Kampf wird das Beutetier mit einem Biss in die untere Halspartie erlöst. Er frisst seine Beute meist vollständig auf, und was er nicht mehr schafft, verscharrt er unter Laub und Ästen, um Aasfresser fernzuhalten. So kehrt er immer wieder zurück, bis seine Beute gänzlich verspeist ist. Pro Nacht frisst er zwischen ein und zwei Kilogramm Fleisch. Die Nahrung des Luchses ist durchaus vielfältig, wobei Rehe und Gämse seine Hauptnahrung sind. Aber auch Rotwild, Hasen, Füchse, Marder, Wild- und Hauskatzen, Kleinsäuger und Vögel gehören zum Beutespektrum. Erwachsene Wildschweine sind offensichtlich zu wehrhaft, deshalb hält sich der Luchs eher an die Frischlinge. Menschen gehören nicht zur Nahrung des Luchses. Es gibt auch keinen belegten Fall, bei dem ein Mensch von einem Luchs attackiert wurde.

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Der Mensch und der Luchs

So wie dem Wolf ergeht es auch dem Luchs in der menschlichen Wahrnehmung. Einzelne Teile seines grossen Verhaltensspektrums greift der Mensch auf, die den eigenen Ansichten entsprechen, das gilt für Gegner und Befürworter. Einige Jäger behaupten, der Luchs richte grosse Schäden bei Nutz- und Wildtieren an und Rehe wären immer schwieriger zu bejagen, da sie immer scheuer werden.
Luchse sind in der Schweiz gesetzlich geschützt, doch immer wieder werden die faszinierenden Tiere unbewilligt abgeschossen und immer wieder wird gefordert, diesen Schutz zu lockern.
In den Augen vieler Artenschützer ist die Grosskatze ein Gesundheitspolizist, der nur kranke und schwache Beutetiere jagt. Ein Luchs testet aber seine Beute nicht auf Gesundheit und Kondition, sondern auf Aufmerksamkeit.
Die Landwirte dagegen sorgen sich um ihre Nutztiere. Als Einzeljäger kann der Luchs durchaus eine Gefahr für kleinere Nutztierarten, beispielsweise Schafe, darstellen. Aber an grössere Tiere wie Rinder traut sich der Luchs nicht heran, dafür ist die pinselohrige Raubkatze zu opportunistisch. Laut Fachstelle KORA (Nationale Forschungsstelle für Wildtiermanagement) wurden letztes Jahr in der Schweiz 39 Nutztiere (24 Schafe, 8 Ziegen, 7 andere) von 200 Luchsen gerissen und von Bund und Kantonen entschädigt.
Trotz aller Missverständnisse müssen Sorgen und Ängste ernstgenommen werden und nur durch Wissensvermittlung kann eine Toleranz und Akzeptanz für den Luchs bei der Bevölkerung, bei Nutztierhaltern und Jägern wachsen. Denn der Luchs kann nur überleben und sich verbreiten, wenn er sich in seiner Heimat frei bewegen kann.

Anne Weber

Fakten rund um den Luchs

Auf der ganzen Welt kommen vier Luchsarten vor. Der Luchs, der bei uns und in Asien vorkommt, ist der Eurasische Luchs. In den USA und in Mexiko lebt der Rotluchs. Der Kanadaluchs kommt in Kanada und Alaska vor. Die kleinste Verbreitung hat der Pardellluchs, der in Spanien und Portugal lebt. Eine seltene Unterart des Eurasischen Luchses ist der Balkanluchs. Vermutlich gibt es nur noch weniger als 50 Exemplare, womit der Balkanluchs zu den seltensten Katzen der Erde gehört. Sein Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf den südwestlichen Balkan. Luchse erreichen eine Körperlänge von 80 bis 120 Zentimetern, eine Schulterhöhe von 50 bis 70 Zentimetern und ein Gewicht von durchschnittlich 20 bis 25 Kilogramm, wobei die Weibchen im Allgemeinen leichter sind als die männlichen Artgenossen.

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